TAGEBUCH
Jubiläumsreise 40 Jahre eaf/MEU vom 10. Mai 2014
Um es vorweg zu nehmen: Es war eine sehr schöne Reise mit vielen Begegnungen und interessanten Gesprächen.
Von allen Seiten, sogar von Nürnberg, trafen Aktiv- und Passiv-Mitglieder mit ihren Begleitpersonen am Treffpunkt ein. Freudig begrüsste man Bekannte und näherte sich Leuten, die man selten oder gar noch nie gesehen hatte. Die Schar begab sich auf den Zug ins reservierte Abteil und freute sich auf die Abfahrt Richtung Chur um 07.37 Uhr. Schlussendlich waren alle 23 Erwachsenen und die zwei Kinder an Bord. Der Zug und die Gespräche setzten sich in Bewegung, und schon bald wurde Chur erreicht, wo wir rasch in den gegenüber bereitstehenden Zug der Rhätischen Bahn wechseln mussten. Wegen eines Missverständnisses waren unsere Plätze zweimal reserviert worden, sodass wir locker sitzen konnten.
Die Reise setzte sich fort durchs Domleschg via Thusis Richtung Bergün, unserem ersten Ziel. Bevor wir es erreichten, staunten wir über das tiefe Tal unter dem Soliserviadukt. Jung und Alt versuchte bald danach das Landwasserviadukt zu fotografieren.
Im Bufèt, das zum Bahnmuseum Albula/Bergün gehört, standen Körbchen mit niedlichen Gipfeli auf den für uns reservierten Tischen. Erleichtert nahmen wir zur Kenntnis, dass nach der langen Zugsfahrt jedem Teilnehmer zwei dieser Exemplare zustanden. Der feine Kaffee war hochwillkommen.
Für die Führung im Museum standen zwei Referenten zur Verfügung. Der eine, Herr Coray, ist der Enkel des Baumeisters, der beim Bahnbau die hölzernen Lehrgerüste zur Konstruktion der Brückenbogen erstellte. Der zweite Referent, Herr Kohler, war vierzig Jahre Lokführer bei der RhB. Nicht allen Besuchern war bekannt, dass der gebürtige Holländer Willem Jan Holsboer (1834-1898) Begründer der RhB war. Auf einem Ölbild hat uns echt zugezwinkert. Ehrenwort!
Eine Brücke besteht aus mehreren Bogen. Ist die Fahrbahn gestreckt, so resultieren quadratische Pfeilergrundrisse. Macht die Fahrbahn eine Kurve wie beim Landwasserviadukt, so müssen die Pfeiler auf der Kurvenaussenseite breiter werden. Während das Bahngeleise eine enge, elegante Kurve beschreibt, zeigt sich das zugehörige Viadukt darunter mehrfach leicht geknickt. staunt immer wieder, wie elegant und sicher die Ingenieure vor über 100 Jahren die Varianten der Linienführung im Albulatal geprüft und schlussendlich unter Berücksichtigung vieler Komponenten wie Radien, Steigungen, Lasten, Zugkraft, Brücken, Tunnels usw. die heutige Form gewählt haben. Ebensolche Achtung erheischen die genauen Bohrungen am Scheiteltunnel mit dem präzisen Treffpunkt mitten im Berg, ganz ohne Laser!
Als besondere Attraktion durften einige Teilnehmer im Führerstand der echten - leider nicht mehr fahrtüchtigen - Krokodil-Lokomotive per Fahrsimulator die Lok virtuell durch das Albulatal fahren.
Auch für die Kinder war etwas da. Während sich Jan (11) mit dem Rundbogen-Modellbaukasten beschäftigte, versuchte Pia (13) auf dem museumsinternen Monitor vor dem geschlossenen Einfahrtsignal Bever, einen Zug kunstgerecht zu stoppen.
Der Höhepunkt des Tages zeigte sich in der grossen Halle, wo Herr Bernhard Tarnutzer seine selbstgebaute Modellbahnanlage in Spur 0m (Massstab 1:45) vorführte. Auffallend waren die detailreichen, selbst gefertigten Gebäude, Viadukte und Tunnels der RhB im Zustand der 1950er und 1960er Jahre: Wahre Kunstwerke! Die Profis erkundigten sich nach Geleisebauteilen und ihrer Lieferanten, während die Amateure die fahrenden Kostbarkeiten beobachteten und fotografierten. Die riesige Anlage und ihr Erbauer erfordern unseren höchsten Respekt.
Während wir auf den Zug mit der angehängten "Stiva Retica" warteten, forderte die Sonne uns auf, die dunkle Brille zu montieren. Die sympathische Prättigauerin Margrit empfing uns in ihrem Arvenstübli auf Rädern und verwöhnte uns in der Folge stetig. Den Apéro genossen wir auf der kurvenreichen, imposanten Steilstufe zwischen Bergün und Preda. Stolz durchfuhren wir das Bevertal und bogen, nahe der Zweitheimat dreier an der Reise teilnehmenden Ehepaare, ins Oberengadin ein. In St. Moritz zwang uns der begonnene Bahnhofumbau zu einem Umweg via Kreisel ins Waldhaus, wo uns ein feines Mittagessen (3-Gang Menu) gereicht wurde.
Ein ziemlich starker Malojawind zerzauste unsere Haare auf dem kurzen Bummel dem Seeufer entlang bis zur Treppe, wo die einen nach oben rollten und die andern via Garage zum Bahnhof zurückkehrten. Heimatliche Gefühle zeigten sich beim Anblick „unserer“ Stiva Retica und wir nahmen gerne wieder Besitz von der romantischen, fahrenden Stube. Zunächst wurden Getränke gereicht. Kurz vor der Einfahrt in den Vereinatunnel servierte Margrit ein Fleisch-Granitplättchen pro Tisch zum Picken und dazu einen Rotwein aus der Bündner Herrschaft.
Frohgelaunt und mit Dank verliessen wir in Landquart die Gastgeberin Margrit und wechselten auf den Schnellzug nach Zürich. Gute Gespräche verkürzten die Reisezeit. Rascher als gedacht landeten die Teilnehmer im Hauptbahnhof und verabschiedeten sich um viele tolle Erinnerungen reicher.
Herzlichen Dank an die Reiseleiter Bruno Hirzel und Edi Gubler, sowie an die zahlreichen, grosszügigen Sponsoren!
Erwin Sonderegger
Die nachfolgende Diaschau enthält Bilder von Vera Kölbli, Uwe Seeling, Bruno Hirzel und Erwin Sonderegger.